Hochkonzentriert und empfindsam
Elmar Slama spielt bei Piano Mora zu Gunsten der PNP- Fluthilfe Chopin
Bei geschätzten dreißig Grad Raumtemperatur und gefühlten neunzig Prozent Luftfeuchtigkeit schwelgerischen Klavierklängen zu lauschen – das hat schon was. Und Elmar Slama brachte es in seiner Begrüßung auf den Punkt: Er bewundere jeden, der bei dieser Hitze ins Konzert gekommen sei – „und bitte bewundern auch Sie denjenigen, der bei dieser Hitze Klavier spielt.“
In einer Doppelfunktion als Pianist und Moderator brachte Elmar Slama den zahlreichen Zuhörern des Benefizkonzertes – sämtliche Erlöse des Abends gehen an die PNP-Fluthilfe – Frédéric Chopins „Nocturnes“ Nummer 13 bis 21 nahe. So interpretierte er als Einstieg in das Gesprächskonzert ein „Nocturne“ des irischen Pianisten John Field, um ihn als eigentlichen „Erfinder“ dieser intimen, bisweilen melancholischen Charakterstück-Unterart und damit Vorbild Chopins vorzustellen. Er deutete Stil und Charakteristik der „Nachtstücke“, gab Erläuterungen zum Aufbau der einzelnen Werke und beleuchtete Chopins Lebenssituationen zur jeweiligen Entstehungszeit. Zudem ergänzte er den Abend durch aufschlussreiche und amüsante Zitate aus Briefen (George Sand) und Tagebucheintragungen (Chopin Schülerin Zofia Rosengardt) sowie die Rezitation des 1944 entstandenen biographischen Chopin-Gedichts Gottfried Benns.
Trotz der Rahmenbedingungen wechselte Slama mühelos vom Conférencier- ins Virtuosenfach, blieb am brillant klingenden Steingräberflügel gleichermaßen hochkonzentriert und empfindsam, ließ mit wohldosiertem Pedaleinsatz Läufe perlen, Akkorde strahlen und Verzierungen funkeln.
Und was nahm das Publikum vom schwülen Klangrausch mit in die heiße Nacht? Vermutlich vor allem die Erinnerung an die Zugabe: neckische Variationen mit allerlei pianistischen Raffinessen über Schuberts „Heideröslein“.
Hildegard Franz, PNP, Feuilleton, 22. Juni 2013
…der Hitze wegen nach der Pause im T-Shirt…
Foto: Elisabeth Ernst