Isaac Stern: „Das größte Verbrechen eines Musiker ist es, Noten zu spielen, statt Musik zu machen.“
Schon während meiner eigenen Schulzeit habe ich unterrichtet. Ich habe früh entdeckt, dass es mir leichter fällt als Anderen, komplexe Sachverhalte in einfache Worte zu kleiden. Mein großes Vorbild dafür war und ist Professor Karl – Heinz Kämmerling, der im Unterricht kaum selbst die Klaviatur berührt, dessen Wortkunst allein alles erklärt. Ich hatte das Glück, mit unterschiedlichsten Lehrertypen arbeiten zu dürfen und habe versucht, von allen das Beste aufzusaugen und mir anzueignen: Von Kämmerling die Wortkunst, von Christoph Lieske die Klangästhetik, von Elisabeth Leonskaija den pianistischen Genius, von Gerhard Oppitz die niederbayerische „Erdung“ und Tiefe, von Siegfried Mauser die akademisch wissenschaftliche Intelligenza und von Alexander Müllenbach den analytischen Blickwinkel. Ob Anfänger oder bereits arrivierter Pianist – Klangschönheit, Strukturerkennung, Form und natürlich Spielfreude sind stets die wichtigsten Parameter in meiner Lehre. Technik als reines Mittel zum Zweck, dafür umso mehr Kenntnis um die Stücke selbst, deren Komponisten und wiederum um deren Epoche stehen in meinem Unterricht an vorderster Stelle. Aus einem sorglosen Kind einen wissenden Musiker zu formen, ist mein Zielfocus. Dabei setze ich meine Schüler in Eigenverantwortung, so dass sich im Laufe der Jahre einer Zusammenarbeit meine Rolle als „Überlehrer“ in die eines begleitenden Beraters wandelt. Mit der beglückendste Moment meiner Lehrtätigkeit ist es, wenn mein Schüler fachlich und argumentativ logisch widerspricht und ich feststellen kann, dass aus dem „naiven“ Kind ein denkender Geist erwachsen ist. Monatliche interne Klassenstunden, in deren Rahmen Schüler vorspielen und sich der kritischen Diskussion stellen, runden meinen Einzelunterricht ab und erzeugen ein Gruppengefühl, welches dem „Einzelhäftling“ am Klavier entgegenwirken soll.
Wie das Spielen sehe ich auch das Unterrichten als Dienen an der Musik.