Zeitung: Passauer Neue Presse
Ganz unschuldig steht „Vortragsabend der Klavierklasse Elmar Slama“ auf dem Programmblatt, das dem Publikum überreicht wird. Doch was sich dann im Festsaal von Freudenhain abspielt, konterkariert diese Bezeichnung als maßlose Untertreibung. 21 Klavierschüler des Passauer Pianisten Elmar Slama treten zu einem Schaulaufen an, das jeden Rahmen sprengt, den man von Schulkonzerten kennt. Dies beginnt schon mit der Konzertdauer von drei Stunden, welche die Aufnahmefähigkeit der Zuhörer auf eine harte Probe stellt. Das geht weiter beim Programm, das von Bach über Haydn, Mozart, Beethoven, Schubert bis Schumann, Chopin oder Debussy einen Parforceritt durch den Kosmos der europäischen Klaviermusik bietet und am Ende mit Liszt und Mussorgsky in eine „wilde Jagd“ höllischer Klavierschikanen mündet. Spätestens nach einigen Vorträgen wird dann deutlich, dass auch das Niveau der Mitwirkenden über jedes gewohnte Maß hinausgeht. Ausnahmslos alle der jungen Pianisten zeichnen sich durch spieltechnische Fertigkeiten aus, mit denen sie gerade hinsichtlich der Motorik gleichaltrigen „Normal – Klavierschülern“ um mehrere Lehrjahre voraus sind. Man sieht und hört und findet es im Gespräch mit Elmar Slama bestätigt: Hier sind Enthusiasten am Werk, die sich nicht mit einer Stunde des Übens pro Tag begnügen, die die halben Allerheiligenferien für die Teilnahme an einem Meisterkurs am Konservatorium Toledo in Spanien opfern, denen neben der großzügigen Infrastruktur des Gymnasiums Freudenhain auch regelmäßige Meisterkurse im italienischen Norcia zu Ausbildungsmöglichkeiten verhelfen, wie sie anderswo kaum zu finden sind. Schwer vorstellbar scheint, dass es allen Beteiligten problemlos gelingt, sich solches Können ganz ohne Abstriche am Alltag eines bayerischen Gymnasiasten zu erarbeiten. Doch das in den Dankesworten der Schüler zum Ausdruck gebrachte Bewusstsein, mit diesen Unterrichtsbedingungen und einer begeisternden Lehrerpersönlichkeit wie Elmar Slama das große Los gezogen zu haben, wiegt offensichtlich alle Strapazen auf. Tobias Weber