Ein gelungenes Auftaktkonzert beim ersten Nocturne-Abend von Elmar Slama erlebten rund 140 Besucher im Großen Auswahlsaal bei Piano Mora in Passau mit.
Hier die Rezension zum Konzert:
Klavierabend Elmar Slama: Chopin, Nocturnes
05.02.2013, 19.30 Uhr – Passau, Piano Mora
TRAUMREISE MIT FEINER PHRASIERUNG
Der große Auswahlsaal konnte die Besucher gerade noch fassen, selbst Klavierhocker mussten als Sitzgelegenheit dienen: weit über 100 Zuhörer drängten sich im Pianohaus Mora, um den Passauer Pianisten Elmar Slama zu erleben.
Frédéric Chopin und zwölf seiner insgesamt 21 Nocturnes war dieser erste von zwei Abenden gewidmet. Diesen romantischen Charakterstücke für Klavier solo scheint durchwegs etwas Unwirkliches anzuhaften. Ungeachtet musikalischer Eigenheiten der einzelnen Kompositionen, auf die Slama jeweils in kurzen Erläuterungen einging, klingen sie alle wie die Schilderungen von Träumen, an die sich der erwachende Schläfer nur noch schemenhaft erinnert.
Diese gewisse Flüchtigkeit fing Elmar Slama gekonnt ein, indem er sich und dem mächtigen Bösendorfer-Flügel delikate Zurückhaltung auferlegte. Selten wird man ein ganzes Konzert lang so konsequent von stillen Klängen umfangen, spärlich kontrastiert von gelegentlichen Ausbrüchen und alptraumhaften Andeutungen.
Inmitten dieser Traumreisen kolorierte Slama mit feiner Anschlags- und Phrasierungskultur und dezidiertem Rubato die Charaktere, die er zuvor humorvoll skizziert hatte: „männlich, auf zarte Weise nagend“ etwa sei im op. 27 die Nocturne cis-moll, „weiblich, im positiven Sinn naiv“ hingegen ihr Pendant in Des-Dur. Vom Publikum wurden diese Beschreibungen ebenso mit Heiterkeit quittiert wie die Anmerkung, nicht einmal die Beziehung zu der zigarrenrauchenden Schriftstellerin George Sand – von Slama wenig schmeichelhaft als „eine Mischung aus Alice Schwarzer, Ursula Engelen-Kefer und Angela Merkel“ tituliert – habe Chopin daran gehindert, im op. 32 Musik voll „innerer Glückseligkeit“ zu komponieren.
Der Applaus ließ vermuten, dass dieser Gefühlszustand auch die Konzertbesucher ergriffen hatte.
Tobias Weber
Das zweite Konzert ( Nocturnes XIII – XXI ) findet am 20. Juni – ebenso bei Piano Mora – statt.