Reife aus Erfahrung – Schülerkonzert der Klavierklasse Elmar Slama

Zeitung: Passauer neue Presse, 14. Juli 2011, Autor: Tobias Weber

Wenn 22 Klavierschüler einen Konzertnachmittag gestalten, dann erfährt man womöglich genauso viel über ihren Lehrer wie über seine Eleven. Worauf legt er Wert, welche Schwerpunkte setzt er in seinem Unterricht, wie motiviert er seine jungen Schützlinge. All das spiegelt sich in deren Auftritten, und so war es auch im Festsaal des Gymnasium Freudenhain beim Parcours der Klavierklasse von Elmar Slama. „Jeden einzelnen Schüler im Rahmen seiner Möglichkeiten bestmöglich fördern“, so lautet das selbsterklärte Credo von Elmar Slama. Offensichtlich hat er dabei das Glück, ausschließlich besonders begabte und vor allem besonders fleißige Schüler unterrichten zu dürfen, die seine Förderung zu schätzen wissen und denen er am Ende des dreistündigen Konzertes ein immenses Arbeitspensum attestieren konnte. Anders wäre es auch kaum erklärlich, warum vom elfjährigen Mädchen bis zum achtzehnjährigen Abiturienten ein technisches Niveau zu erleben war, das doch stark vermuten lässt, Elmar Slama lege sein pädagogisches Hauptaugenmerk auf eine ausgereifte und virtuose Spieltechnik. Fingersatz, Handhaltung, Geläufigkeit – diese Aspekte beherrschte jeder der jungen Pianisten mit einer Tadellosigkeit, die dem Vergleich mit manchem um Jahre älteren Kollegen standhält. Ein enormes Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten scheint ein zweiter Gedanke zu sein, den Slama vermittelt. Fast alle Schüler spielen auswendig und auf „volles Risiko“, kontrolliert zwar, aber falls dann doch die Nerven einmal einen Streich spielen, gibt es kaum die Chance zur Korrektur, wo die Finger laufen müssen wie von selbst. Fast immer funktioniert das allerdings hervorragend, und man staunt über eine uhrwerkhaft selbstverständliche Motorik. Ein weiterer Aspekt zeigt dann, dass selbst der beste Lehrer nicht alles vermitteln kann, dass ein Musiker sich manches erst selber mühsam erwerben muss, und dass dabei ganz banal das Alter eine Hauptrolle spielt. Bei manchen der jungen Damen und Herren ist die brillante Technik dem Verständnis für musikalische Abläufe um Jahre enteilt. Der Sinn des strikten Taktes und der Pausen in einem Tanzsatz, das Empfinden für das Aussingen melodischer Linien innerhalb quirliger Klangkaskaden, das Gefühl für Entspannung und Entspannung, auch für musikalisch sinnvolle Tempi – das kann man nur bedingt üben, diese Reife muss man sich durch Erfahrung erarbeiten. Wie überzeugend es sich anhört, wenn solche Erfahrung bereits spürbar ist, vermittelte sehr ansprechend ein Klaviertrio von Ludwig van Beethoven, in dem Laura Wagner ( Violine ) und Julia Willeitner ( Violoncello ) zusammen mit Andreas Hartwig am Flügel einen gekonnten Kontrapunkt zum reinen Klavierprogramm setzten.


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