Zeitung: Passauer Neue Presse
Die Wiese vollgesogen wie ein Schwamm, die romantische Seebühne unbespielbar, das Konzert in den Speisesaal verlegt, der Pianist gesundheitlich angeschlagen. Viel heftiger kann es eine Veranstaltung nicht erwischen. Umso beglückender, wenn sie dennoch so gelingt wie das bestens besuchte Sommernachtskonzert im Passauer Exerzitienhaus im spectrumKirche, wo Glaube, Bildung und Kunst eine spürbare Einheit bilden. So tief wohnt der 1967 geborene Passauer Pianist Elmar Slama in der Musik, dass er Haydns Sonate Es-Dur und Schumanns Waldszenen mitsummt, ohne es zu merken – während einzelne Hörer nach dem störenden Übeltäter im Publikum suchen. Nach der Pause bei Mendlssohns Liedern ohne Worte und Mozarts A-Dur Sonate singt nur noch der Steingräber – Flügel. Sehr persönlich färbt Slama seine Interpretation, winzig – unerwartete Zäsuren steigern die Erwartung zum nächsten Ton, seine legato – Läufe gleiten, als wären die Töne nicht auf separaten Tasten angesiedelt, und ausgerechnet in der halb tot gespielten Mozart – Sonate zeigt der Pianist seine Qualitäten: Jeder Variation zum Eingangsthema gibt er autonomen Charakter, mal Kinderspiel, mal wie aus dem Äther herabgesogen. Als das Haferlfest – Feuerwerk in Chopins zum Weinen schöne cis-Moll Nocturne platzt, spürt man erst, wie wohltuend weit weg jedes Spektatel war. Raimund Meisenberger